TAG 2 #DCHH17

am 29. April 2017 von Wolfgang Weiler

Work hard - party hard

Zwölf Experten moderierten in sechs Themengruppen 18 je zweistündige Sessions – der zweite Tag des DestinationCamp stand wie gewohnt von morgens bis abends voll im Zeichen von Diskussionen, Fachgesprächen, Gruppenarbeiten, runden Tischen und erstmals auch von systemischen Aufstellungen. Die Abendveranstaltung an Bord der MS KOI bot das verdiente Feierabendfest als vierstündige Fahrt auf der Elbe.

In den Strategieworkshops von Cornelius Obier und Mathias Burzinski wurde zum einen diskutiert, ob Tourismus-Strategien und -Konzepte überhaupt erforderlich sind, um eine Destination erfolgreich zu führen. Strategie könne auch ein zu starres Korsett sein. Andererseits wurden eine Änderung der strategischen Prozesse und mehr Information über dazu dienliche Tools eingefordert. Länderübergreifend sei außerdem eine strategische Koordinierung des Tourismus erforderlich.

Der Digitalisierung in der Arbeitswelt und im Tourismus galten die drei Sessions von Dirk Schmücker und Achim Schloemer. Sie eröffne bisher nie dagewesene Chancen zu Veränderungen, jedoch wisse keiner definitiv was wie zu verändern sei. Die DMO brauche jedoch Mut zur Veränderung. Es gelte, die Wertschöpfung vor Ort zu sichern. Es sei "wichtiger ein geiles Produkt zu entwickeln, statt coole Systeme der Profis third-best nachzubauen". Zuvorderst sollten die Sehnsüchte und Wünsche der Gäste mit den Stärken der Region verknüpft werden. Digitalisierung sei dazu ein Mittel zum Zweck, aber erzeuge per se keine Glücksgefühle.

Zwei jeweils zweistündige Sessions füllten den Samstagvormittag und nach einer einstündigen Mittagspause startete die dritte Werkstattrunde, bevor der Samstag auf dem Partyschiff MS KOI auf der Elbe ausklang. Rheinland-Pfalz spendierte wieder Weine und Sekte, Mr. Hobarts Coffee Roastery sorgte für herzhafte Kaffees und Solaris Tea verwöhnte mit feinen Teearomen und Blockbräu mit süffig-würzigem Bier.

Unter der Themenüberschrift Durchblick dank Einsicht analysierten Uwe Frers und Ilka Leutritz mit den Teilnehmern ihrer Sessions die Erfolgsrezepte von Startups und ihre Übertragbarkeit auf Destinationen. Sie fragten, wie mit widersprüchlichen Forderungen nach "hartem" Datenschutz und Mehrwert durch Datenfreigabe umzugehen und belastbare digitale Datenbeziehungen aufzubauen seien. Mit strukturiertem Content und digitalen Services könne eine Destination im Wettbewerb punkten. Allerdings mangele es beim Aufbau der digitalen Infrastruktur häufig an Mindset, Tech-Knowhow, Führungskompetenz, Strategie und Zielsetzung.

In den Sessions von Claudia Brözel und Kirsi Hyvaerinen ging es um "freies Denken und freies Reden" am Magic Round Table. Kernthema in der ersten Runde war das Spannungsfeld "Dramaturgie – Spüren – Erlebnis – Inszenierung". Tourismus solle identitätsstiftend sein. In der zweiten Session drehten sich die Statements überwiegend um die Themen: "Menschenbild – Unternehmenskultur – Organisationsentwicklung". Letztere existiere im Tourismus so gut wie nicht. In der Nachmittagsrunde "W3 - Women Working the World" drehten sich die Wortmeldungen eher um "Selbstbewusstsein – Stärken – Quote – Netzwerk". Fazit: Feminismus sei immer noch wichtig – habe heute einen anderen Charakter.

"Verborgenes sichtbar machen" war das Motto der Systemaufstellungen von Georg Müller-Christ und Sybille Wiedenmann. Ihre drei Session richteten den Blick auf Organisationssysteme, Destinationen und das eigene innere System. Es ging z. B. um die Spannungsfelder Ziele vs. Ressourcen, Konkurrenz vs. Kooperation oder Ich gegen die Anderen. Und um die Erkenntnis, dass eine veränderte Positionierung im Raum auch das Wohlbefinden der anderen Akteure befördern kann. Die beiden Moderatoren vermittelten den Teilnehmern ein besonderes Gespür für die mentalen Auswirkungen der Position innerhalb eines Beziehungsgeflechtes von Organisation oder Destination. Verändert man die Aufstellung, interpretieren die "mentalen Karten" der Beteiligten die Verhältnisse neu.

Auf dem Plan von Ulrich Kastner und Gunar Bergemann standen handfeste Fragestellungen unter dem Schlagwort Vertrieb 4.0: In DMOs existiere eine hohe Technologie-Abhängigkeit, der sie strukturell und inhaltlich nur schwer gerecht werden könnten. Dennoch gelte es die Vermarktungshoheit zu behalten und Leistungsträger die Transaktionshoheit zu sichern. Dazu gehörten allerdings auch bessere Angebote für eine 365-Tage-Nachfrage. Maschinen könnten zwar in absehbarer Zeit alle strukturierten Arbeitsrollen ersetzen, jedoch nicht die Empathie gegenüber dem Gast. Die große Herausforderung sei, sich auf komplett veränderte Arbeitssituationen vorzubereiten und Kreativität in neuen Rollen zu entwickeln.

Während am Vormittag noch feuchttrübes Wetter über Hamburg lag, klarte der Himmel zunehmend auf. Als die über 200 Teilnehmer hinter der Fischauktionshalle um 19 Uhr das Partyschiff MS KOI enterten, war es zwar noch windig kühl, aber die Sonne strahlte von einem blauen Himmel.

Das Eventschiff der Adler-Schiffe GmbH aus Sylt ließ zwar schon von außen ahnen, dass an Bord mit mindestens einer Überraschung zu rechnen ist. Was aber dann kam, entlockte den meisten Touristikern dann vielfache Aaahs und Ooohs: Atemberaubend, was Designer und Innenarchitekten aus einem fast 40 Jahre alten Fährschiff gemacht haben. 1980 wurde die Dänemark-Fähre in der Husumer Schiffswerft gebaute. 2005 übernahm sie die Sylter Reederei Adler-Schiffe, baute sie zum Ausflugsschiff um und kreuzte mit ihr als "Adler-Dania" durch Nord- und Ostsee. 2014 wurde daraus schließlich das Partyschiff MS KOI mit einer exklusiven Eventlandschaft über drei Decks.

Panem et Salis tischte stilvolle Buffets auf: Thai Curry, Gepfeffertes Roastbeef, Garnelen-Kabeljau-Päckchen, handgefertigte Pasta und als Mitternachtssnack eine besondere Käseauswahl. Die Sonne ging kitschig-schön hinterm Elb-Ufer unter und Vargo verzauberte mit seinen beliebten Electronica Welthits, Compilations und Filmmusik die Stimmung. Zum Klang von Clair de Lune aus dem Soundtrack von Oceans 11 fuhr die MS Koi an der nächtlich erleuchteten Elbphilharmonie vorbei gegen Mitternacht wieder an die Fischauktionshalle zurück.

Und hier kommt die filmische Zusammenfassung von Tag 2! Die Videodokumentation 2017 wird am zweiten Tag präsentiert von Scaltel, GEIOS und HRS Destination Solutions:

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