TAG 3 #DCHH17

am 30. April 2017 von Wolfgang Weiler

Stellschraube Mensch

Alles was sich rund um den Urlaub digitalisieren lässt, wird in naher Zukunft digitalisiert werden - aber die Digitalisierung der Touchpoints entlang der Customer Journey garantiert noch nicht das Glückserlebnis, das der Gast in seinem individuellen Projekt eines schönen Lebens sucht. Die "Stellschraube" dafür ist der Mensch. Als empathischer Gastgeber, Produzent von "geilen" Urlaubsangeboten, zuvorkommender Service-Dienstleister oder mitfühlender Gesprächspartner.

Mit "Stellschraube Mensch" sind die Ergebnisse des 7. DestinationCamp in Hamburg überschrieben, das am Sonntag mit sechs Szenario-Werkstätten zu Ende ging. Digitalisierung und Big Data könnten zum probaten Mittel werden, wieder mehr Zeit für den Gast zu haben. Sie könnten auch dazu führen, dass sich immer ähnlicher werdende Ferienprodukte wesentlich durch ihre menschliche Komponente unterscheiden oder dass Gäste dem einen Anbieter mehr Daten freiwillig anvertrauen als einem anderen. Der Beziehung Gast – Gastgeber – Dienstleister – Einwohner müsse auf jeden Fall besonderes Gewicht in der Entwicklung touristischer Angebote zugemessen werden.

Unter der Überschrift Wertschöpfung durch Wertschätzung hatten 225 Touristiker und Tourismuspolitiker vom 28. bis 30. April in Hamburg die Wertschätzung des Tourismus und die Beziehungen der im System Tourismus Handelnden analysiert, diskutiert und weiter gedacht.

Wenn über 200 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz oder auch Montenegro für zwei Tage zum DestinationCamp nach Hamburg reisen, kann das schnell zur Riesenbelastung für die Umwelt werden. Flüge, Bahn, Auto und das Ausflugsschiff am Samstagabend verursachen jede Menge Emissionen. Ebenso der Papier-, Energie- und Wasserverbrauch in der Handelskammer und in den Hotels. Die "Klimapatenschaft GmbH" in Elmshorn hat den "Ökologischen Fußabdruck" des #DCHH17 mit 66,37 Tonnen CO2-Emissionen berechnet. Um die Veranstaltung klimaneutral zu gestalten werden drei Klimaschutzprojekte unterstützt: Durch die Reduzierung von Rauchgasemissionen in Kenia wurden 40,37 to CO2-Ausstoß kompensiert, durch ein Aufforstungsprojekt in Bolivien 20 to und durch die Wiedervernässung von Mooren in Mecklenburg-Vorpommern sechs Tonnen.

Tourismus ist eine Leitindustrie. Touristiker müssten aber den gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Beitrag der Industrie noch stärker herausstellen. Und sie bräuchten den Mut, gegebene Strukturen zu überwinden. Zur Koordinierung der weiteren Entwicklung solle eine nationale Tourismusstrategie formuliert werden, befanden die Teilnehmer der Szenario-Werkstatt Strategie mit Cornelius Obier und Mathias Burzinski.

Neue Glücksangebote entstanden in der Session Digital versus analog. Die Szenario-Werkstatt um Dirk Schmücker und Achim Schloemer skizzierte beispielhaft für die Nordsee, für Duisburg und für schneearme Mittelgebirge Ferienangebote, die vermeintliche Schwächen der Destination in bedürfnisorientierten Urlaubspaketen verpackten.

Wie sinnstiftend Big Data für die Vor- und Nachbereitung eines Urlaubs genutzt werden könnte, zeigte das Projekt Helios - digitale Gästebeziehungen in der Werkstatt Durchblick durch Einblick von Uwe Frers und Ilka Leutritz.

In der Sessionreihe Verborgenes sichtbar machen von Georg Müller-Christ und Sybille Wiedenmann konnten die Teilnehmer selbst mental erspüren, wie sich die Beziehungen in einem System oder einer Organisation verändern können, wenn die Stellschraube Mensch neu ausgerichtet wird.

In der Szenario-Werkstatt Vertrieb 4.0 waren sich die Teilnehmer um Ullrich Kastner und Gunar Bergemann sicher: "Zum ergebnisorientierten Einsatz der vorhandenen Daten braucht es in der DMO einen Schnittstellenmanager." Hierarchieunabhängig, abteilungsübergreifend und auf oberster Ebene müsse dieser Mensch steuern, wer über welche Schnittstellen welche Daten zur Verfügung gestellt bekommt.

Und am Magic Round Table von Claudia Brözel und Kirsi Hyvaerinen kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Szenario-Werkstatt zum Ergebnis: Tourismus ist die Inwertsetzung von Kultur. Dazu regten sie die Aktion Bürgertausch an - Einwohner von Deutschland sollten beispielsweise mit Einwohnern von Rumänien für eine bestimmte Zeit Wohnung und Aufenthaltsort tauschen, um nicht nur die Kultur des jeweils anderen Landes besser verstehen, sondern auch die eigene Umgebung mit anderen Augen zu sehen und wertschätzen zu können.

Die 116-seitige Werkschau Stellschraube Mensch mit den ausführlichen Ergebnissen des DestinationCamp 2017 erscheint voraussichtlich im August.

Und hier kommt die filmische Zusammenfassung von Tag 3! Die Videodokumentation 2017 wird am dritten Tag präsentiert von der Wilken Software Group und feratel media technologies & wetter.com:

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